Seit mehr als 100 Jahren prägen die historischen Mühlen und Silobauten die Rheinstadt Krefeld.
Hier wurden im frühen 20. Jahrhundert mächtige Gebäude errichtet, die wie Landmarks schon aus weiter Ferne Beobachter*innen anzieht. Schon fast mystisch wirkt der trutzburgartige Mühlenkomplex der ehemaligen Firma „Roters + Buddenberg“.
Das turmartige Silo aus dem Jahr 1916 gleicht einem mittelalterlichen Burgfried. Die hermetische Ziegelsteinfassade wird durch hohe Rundbogen-Blendnieschen verziert. Nur wenige Fenster wurden in eben diese integriert. Das Innere bleibt hinter der massiven Fassade für die Betrachter*innen nahezu verschlossen.
Ein weiterer Teil der U-Förmigen Gebäudegruppe ist die ehemalige Becker-Mühle aus dem Jahr 1907. Sie schließt nahtlos mit dem Silo an und umschließt den Werkhof. Auch ihre Fassade ist in Ziegelstein ausgeführt und reichlich geschmückt. Die Mühle wie auch das Silo wird allgemein als „Roters und Buddenberg“ bezeichnet, der Name der ehemaligen Besitzer, der großflächig auf einem Betonsturz im oberen Fassadenabschnitt des Silos prangt.
Der Mitteltrakt hat in den 70er Jahren eine Aufstockung (Mehlsilo) erhalten. Ebenfalls zu diesem Zeitpunkt wurde am Uferbereich des Grundstücks ein weiteres Silo gebaut, welches eine ähnliche Bauweise (Skelettbauweise) wie die Aufstockung aufweist. Auf der Westseite des historischen Silos wurde schließlich noch ein weiteres Turmartiges Silo (ebenfalls als Mehlsilobezeichnet) angebaut.
Der direkte Nachbar ist das sogenannte Silo „Schou“, welches in den Nachkriegsjahren ebenfalls bauliche Veränderungen erfahren hat.
Das überwiegend denkmalgeschützt Areal gleicht einer abstrakten Stadtsilhouette. Die Anlage steht seit einigen Jahren leer, ist weitestgehend ungenutzt und zudem abrissgefährdet.
Die Thesis soll eine Perspektive bieten, die eine mögliche Umplanung und Neunutzung des Gebäudekomplexes veranschaulicht.
Über dem eigentlichen Entwurf des Kultursilos steht der städtebauliche Ansatz der Silostadt. Es handelt sich nicht nur um ein Gebäude, sondern ist als Quartier anzusehen. So soll wenn möglich Konzepte für das gesamte Industrieareal vorgeschlagen werden.
Da der Komplex um die historische Hafendrehbrücke aus einigen Gebäudeteilen besteht und somit nicht als ein Gebäude zu verstehen ist, wurde anfangs versucht diese Teile als Charaktere auszubilden, und diese zu katalogisieren.
Schlussendlich wurde der Fokus und die entwurfliche Vertiefung auf den Silobau von 1916 gelegt, da dieser in seiner Form und seiner Typologie ein repräsentativer Vertreter der Silostadt ist. Durch die Gegebenheit, dass die historischen Silozellen noch erhalten sind, und generell das Gebäude nur sehr wenig an Substanz verloren hat kann es gewiss als „Leuchtturm“ der Silostadt gesehen werden.
Das Arbeiten mit dem Bestand ist maßgebend für diesen Entwurf. Die historische Substanz soll in den weitesten Teilen erhalten bleiben. Wenige aber prägnante Veränderungen sollen die Besucher direkt mit den relevanten aber häufig unzugänglichen Bereichen des Gebäudes in Verbindung bringen.
Ein maßgeblicher Bestandteil des Entwurfs ist der Umgang mit den historischen Silozellen. Diese noch erhaltene Struktur trägt vorwiegend zur Typologie des Gebäudes bei.
Doch wie damit umgehen?
Großflächiges Aushöhlen war nicht eine Option. Zu viel würde von der eigentlichen Struktur des Silos verloren gehen. Vielmehr soll eine neue Sichtweise auf den Bestand ermöglicht werden.
Normalerweise sind Silozellen geschlossene Körper, die nur befüllt und geleert werden können. Die Silozellen haben einen nahezu quadratischen Grundriss und liegen wie eine große Batterie im vorderen Teil des Silogebäudes. Die unteren 4 m samt den Trichtern bestehen noch aus Eisenbeton. Danach wurde in Brettstapelholz-Bauweise die restlichen Schachtwände erbaut.
Die Zellenstruktur soll erfahrbar gemacht werden. Durch gezielte Einschnitte in die vorhandenen Holzschächte werden die Silozellen miteinander verbunden. Die Eisenbeton-Trichter im Erdgeschoss werden, wenn auch verbaut erhalten bleiben und freigelegt werden.
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Architektur